AdL und unser Verständnis davon

Der ursprüngliche Begriff «Mehrklassenschule» ist abgelöst worden durch den Begriff «altersdurchmischtes Lernen» (AdL).

Wenn Kinder unterschiedlichen Alters in der gleichen Klasse sind, bieten sich spezifische Möglichkeiten, dies für das Lernen zu nützen:
Kinder lernen gerne von anderen Kindern. Jüngere orientieren sich an Älteren und die übernehmen gerne Verantwortung. So wie in der Familie, am Arbeitsplatz und im Sportverein führt auch in der Schule der unterschiedliche Stand an Erfahrung auf natürliche Art dazu, dass Menschen voneinander lernen.

Dies ist besonders bedeutsam im Bereich der Metakognition («Lernen lernen»). Die AdL-Struktur erlaubt es, Prozesse, Abläufe, die «Kultur» des Lernens, zu tradieren, indem sie von erfahreneren Lernenden an die Einsteigenden weitergegeben wird.
Weil die Expertinnen und Experten die Situation der Novizen bereits selbst erlebt haben, tun sie das oft auf hoch wirksame Weise und werden dabei zu Rollenmodellen. Das kann jahrgangsgemischte Klassen zu sozial stabilen Gebilden machen, obwohl jedes Jahr Kinder die Gruppe verlassen und neue hinzukommen. Diese Wechsel haben übrigens den Vorteil, dass niemand dauernd in der gleichen Position bleibt, also z.B. jahrelang der Jüngste oder die Stärkste ist.

Eine altersmässig heterogene Gruppe ist eine gute Voraussetzung für den wirksamen Umgang mit Diversität. Dass nicht alle im Schulzimmer gleich schnell und gleich viel lernen, ist damit gegeben: «Hier ist es normal, verschieden zu sein.»
Diese Struktur erlaubt es den Kindern zudem, den ganzen Stoff ihrer Stufe zu überblicken. Dies kann Neugier auf das Kommende wecken und ihnen im Vergleich mit Jüngeren ihre eigenen Fortschritte bewusst machen.
Strukturen, die Lehr- und Lernprozesse begünstigen, sind für uns Lehrpersonen attraktiv und anspruchsvoll. Hier liegt ein Hauptwirkungsfeld des MLV: Wir unterstützen uns gegenseitig dabei, die Chancen der «Mehrklassigkeit» vielfältig zu nutzen.

Für den MLV-Vorstand: Mark Plüss